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Neulich zeigte uns RTL fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit auf einen Sonntagnachmittagssendeplatz eine merkwürdige Show, die ein innovatives Produkt kreieren wollte. Gewonnen hatte ein Wurst im Brezelteigmantel. Wenn meine Oma noch leben würde, hätte sie gefragt, was das denn „widder fer bleede Ferz“ seien. Denn so eine Wurst hatte sie schon anno dunnemals selber gemacht. Würstchen im Schlafrock hieß das in den 50ern und galt als tres chic! Nun also die Innovation des 3. Jahrtausends: Die Wurst in der Brezel. Neugierig war ich ja schon. Und als sie bei Edeka endlich im Tiefkühlregal landete, lag sie kurz darauf bei mir im Ofen. Heraus kam, wie sollte es auch anders sein, eine labbrige Laugenstange mit einer fast belanglosen Wurst, die gegen den Laugenteig kaum eine Chance hatte. Da halfen auch die paar Splitter Käse nichts mehr, die da als Topping oben drauf thronte.

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Mich hat das so geärgert, dass ich mir umgehend tiefgekühlte Laugenstangen kaufte und wunderbar würzige Lammbratwürste dazu. Nach 15 Minuten waren die Stangen soweit aufgetaut, dass ich sie zu einer dünnen Wurst rollen und um die Lammbratwürste wickeln konnte. Passte wie abgemessen. Salz und Kümmel drauf und ab in den Ofen. Jaaaa, DAS war ne Wurst! Krosser Teig mit würzigem Würstchen, so wie es sein soll. Lässt sich natürlich prima variieren. Mit ein bisschen Geschick wird die Wurst längs halbiert und mit Senf bestrichen. Oder mit Bacon oder Käse umwickelt. Oder mit Sauerkraut umhüllt. Oder … oder… oder…

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Ein toller Snack. Ohne Hype. Dafür mit Geschmack.

Der Kunstgenießer geht in die Galerie, der Wurstsüchtige auch! Denn die Kunst, Wurst zu machen und damit zu kochen kann man am 10.5.2014 in Düsseldorf bewundern und verkosten. Die Kitchen Guerilla veranstaltet zusammen mit Pilsener Urquell eine Wurstperformance mit dem schönen Namen „Wurstgalerie“. Karten für diesen Wurstevent hatte Petra von dermutanderer.de verlost. Das war mir nicht Wurst und ich hatte mich dafür beworben.

UND ICH HABE GEWONNEN! (Danke, Petra!)

Morgen geht’s also in ferne Düsseldorf. Drei Stunden Anreise sind nicht zu viel für so eine wurstige Angelegenheit, denke ich. Jetzt noch schnell ein Hotelzimmer besorgen, damit die Wurst auch ordentlich runtergespült werden kann und ich nicht mehr Heim fahren muss…

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Wenn einem Wurstsüchtigen wie mich am Sonntagmorgen zunächst mal nach was ganz Süßem zum Frühstück ist, dann muss der Vorabend schon ganz schön deftig gewesen sein. Genau so war es: Es gab Wurst bis zum Abwinken! Und obendrein gewann am Abend noch eine Wurst und verzauberte ganz Europa. Wir hatten bei Petra Karten für die Düsseldorfer Wurstgalerie am 10.5.2014 gewonnen. Ein Abend im Zeichen der Wurst. Genauer: Düsseldorfs Wurstpapst Peter Inhoven drückt aus der Wurstpumpe wunderbare Wurstkreationen heraus, das Team der Kitchenguerilla performed sie und Pilsener Urquell hilft beim Runterspülen. Ein Triumvirat unter dem Zeichen der Wurst, das viel versprach. Nach dreistündiger Anfahrt im Dauerregen war unsere Laune auf dem Nullpunkt. Ganz im Gegensatz zu unserem Hunger. Nur mit Mühe konnten wir etliche Ruhrgebiets-Imbisse links liegen lassen, denn wir wollten unsere Aufnahmekapazität nicht vorzeitig einschränken. Angenehmerweise waren genug Parkplätze auf dem Gelände vorhanden, direkt vor der Halle am Wasserturm. Die Halle selber, eine schlichte, alte Industriehalle, war dezent, aber effektvoll dekoriert. Vor der Pilsener Urquell-Theke war quasi ein Foyer durch einen Vorhang von Würsten abgeteilt, durch den man sich erst mal wie im Schlaraffenland „durchfressen“ musste, um zu zwei scheinbar endlos langen Tischreihen zu kommen, die vor der Wurstpumpe am anderen Ende der Halle aufgebaut waren. Die Bierbänke davor standen in reizvollem Kontrast zur stilvollen Tischdeko mit weißen Decken, Kerzen und trockenen Hopfenblüten. Eines war uns sofort klar: Hier mitten drin zu sitzen würde zwar sehr kommunikativ, aber auch ziemlich hindernisreich sein, wenn wir mal aufstehen wollten. Also taten wir es zwei anderen schlauen Paaren gleich und sicherten uns Plätze am Kopfende, nahe der Theke.

An den Wänden standen Kleiderständer, von denen die Würste der Metzgerei Inhoven verführerisch baumelten. Die waren übrigens Teil des Menüs, wie wir aber erst später begriffen, denn an jedem Ständer hing auch ein Messer … Ein erster Stimmungsdämpfer war die miese Akustik der Halle. Trotz Übertragung auf eine Großleinwand bekamen wir nicht wirklich mit, was Peter Inhoven an der Wurstpumpe zu erzählen wusste. Nur dass es wohl einiges zu sagen gab. Allein der Ton hallte dermaßen, dass wir kaum etwas mitbekamen. Wettgemacht hat das aber die tolle Crew der Kitchen Guerilla, die sich supernett und fröhlich um uns kümmerten. Kaum war ein Glas leer, stand das nächste mit zischendem Pilsener Urquell, schon vor uns. Aufpassen – Bier füllt den Magen! Das Menü begann vielversprechend. Oruk, frittierte Bällchen, gefüllt mit Mai-Gemüse und Ziegenfrischkäse, waren ein schöner Gaumenkitzler. Auch der zweite Gang, Blutwurst-Ravioli mit brauner Butter, Salbei und Parmesan kam herrlich lecker. Dann sollten die hängenden Würste probiert werden. Der Anblick der vielen Köstlichkeiten hatte aber schon lange vorher die ersten Neu-Gierigen zu den Messern greifen lassen. Nun kam erst recht Schlaraffenland-Feeling auf: Wurst satt! So viel man wollte. Schnell war klar, dass die schiere Vielfalt einen Strich durch die Rechnung machen würde. Man konzentrierte sich besser auf die Sorten, die einen besonders anmachten. Erstaunliche Probiertechniken konnte ich beobachten. Vom zaghaft abgesäbelten, bescheidenen Wurstscheibchen, dass sofort im Mund des Probanden verschwand bis zu auf dem Boden abgestellten Tellern, auf denen sich riesige Wurstabschnitte türmten während dessen deren Besitzer sich gerade mit anderen Wurstsüchtigen um eine bestimmte Sorte duellierten, sah ich alles. Natürlich gab es auch Verletzte, Hartwürste sind nun mal mitunter sehr hart und die Messer deshalb besonders scharf. Aber die Crew hatte vorgesorgt und leistete blitzschnell Erste Hilfe. Der vierte Gang klang besonders interessant: King of Laos, eine Schweine-Bratwurst mit Koriander und Lemon Gras, an Rhabarber-Orangen-Chutney und Rosmarin-Zitronendrillingen. Die Würste waren einfach superlecker, die Beilagen dagegen ziemlich fad. Hier hatten wir uns einfach auf mehr Kreativität und Geschmack gefreut. Die Rosmarin-Kartoffeln waren, abgesehen davon dass sie schon kalt waren, fast geschmacklos und zu weich. Wie schön wären hier knackige Drillinge gewesen, mit einer leichten, knuspernden Panade aus Paniermehl, Rosmarin und grobem Meersalz. Ähnlich zwiegespalten ging es weiter. Die Würste immer spannend und lecker, die Beilagen beliebig und langweilig. Wie es anders geht zeigen übrigens die Hamburger Curry Pirates jede Woche mit einer anderen Wurstkreation, die spannend serviert wird. Es folgten Shanghai Tiger, Rindsbratwürste mit Wasabi und Teriyakisauce. Dazu arg matschiges, viel zu süßes Zwiebelkonfit, der Salat zwar knackig, aber mit langweiligem Dressing. Ähnlich bei der folgenden Pilsener Urquell Wurst, eine Schweinsbratwurst mit Majoran- und Pimentnote, die dann auch nicht mehr so überragend war wie die Vorgänger und mit Biersenf serviert wurde. Ein frischer Düsseldorfer Löwensenf wäre mir lieber gewesen. Der Untergang zum Schluss kam dann in Gestalt von Mascarpone-Ingwer Crepes mit Orangenfilets und warmer Schokosauce. Statt dem Anlass entsprechend jedem Gast ein ganzes Crepe zu gönnen (es muss ja nicht gleich ein Riesending sein) und so von der Formsprache beim Thema Wurst zu bleiben, gab es ein winziges Scheibchen mit pappsüßer Füllung, die winzigen Orangenfiletchenlein trocken, ebenso wie der kalte Klecks Schokomouse, der gerne warme Sauce gewesen wäre. Das war das erbärmlichste Dessert, das wir seit langem gegessen haben! Dazu wurde dann mit großem Brimborium Mliko gereicht (= tschechisch für Milch). Das ist der frische Schaum vom leckeren Pilsener Urquell. Nicht mein Ding. Lieber viel Bier ohne viel Schaum. Insgesamt hat der Abend dennoch einen warmen Eindruck hinterlassen. Peter Inhovens Würste und die quirlige Guerilla-Crew haben es rausgerissen. Kommen wir wieder zu Einkaufszeiten nach Düsseldorf, wird seine Metzgerei leergekauft werden! Die Kitchen Guerilla hat leider enttäuscht. Die Krönung des Abends war dann im Hotelzimmer der Schluss des European Song Contest, bei dem Conchita Wurst abräumte! Ein toller Abend im Zeichen der Wurst. Und mittlerweile freue ich mich auch wieder über deftige Frühstücke mit lecker Wuuuurst …

Bilder gibt’s übrigens hier

Hauchdünn geschnittene Salami! Hunderte von Scheiben aus einer Wurst! Da heißt es, beherzt zubeißengreifen! Gibt’s aber nicht beim Metzger, sondern hier: http://www.doiydesign.com/en/products/36-salami-notes.html

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Hessen trifft Italia

In der aktuellen Ausgabe des Slow Food Magazins (5/2012), mit dem Schwerpunkt Wurst, stehen auch etliche Wurstrezepte. Zwei unserer Lieblingslebensmittel, Risotto und Hessische Ahle Worscht, sind dort aufs Innigste vereint. Es schreit nach nachkochen. Und siehe da: Hessen und Italienier verstehen sich prächtig. Die krosse, kräftige Wurst und der cremige Reis ergänzen sich wunderbar.

Zutaten für 4 Personen:

1 Stange Porree
1 große Möhre
1 Knoblauchzehe
40 g Butter
250 g Arborio Reis
mind. 150 ml Weißwein (bei uns eher mehr)
ca. 700 ml Gemüsebrühe 
250 g Bergkäse; 1 Viertel davon am Stück, der Rest gerieben
Salz
frisch gemahlener Pfeffer
200 g Ahle Wurscht

Zubereitung:

  • Den Porree in feine Ringe, die Möhre in kleine Würfel, den Knoblauch in winzige Würfel schneiden.
  • Butter in einem Topf schmelzen und das Gemüse darin anschwitzen.
  • Den Reis dazugeben und gut unterrühren.
  • Mit dem Weißwein ablöschen.
  • Den Wein fast eindampfen lassen und mit Brühe nach und nach wieder aufgießen.
  • Immer wieder einkochen lassen und dabei ständig rühren, damit nichts anbrennt.
  • So lange wiederholen bis die Brühe fast aufgebraucht ist. Das dauert ca. 20 Minuten.
  • Der Reis sollte cremig, außen weich und innen noch al dente sein. Notfalls noch etwas Wein nachschenken und weiter reduzieren.
  • Der Reis sollte noch git feucht sein und nicht bröselig trocken.
  • Den geriebenen Bergkäse unterheben, vom Herd nehmen, mit Salz und Pfeffer abschmecken und ruhen lassen.
  • Die Ahle Wurscht in feine Scheiben oder Streifen schneiden und in einer Pfanne kross ausbraten.
  • Den Reis auf dem Teller anrichten, mit den Wurschtchips bestreuen und den Bergkäse mit einer groben Reibe darüber hobeln.
  • Mit einer Scheibe Ahle Wurscht dekorieren.

Zubereitungszeit: ca. 45 Minuten

Dazu den gleichen Wein, mit dem ihr gekocht habt. Demnächst versuche ich das Ganze mit Apfelwein …

Was für eine Schweinerei!

Gerade haben wir es schriftlich bekommen: Schwäbisch-Hällische-Eichelschweinkoteletts entsprechen nicht der EU-Verordnung und sind minderwertiges Fleisch. Da passt es doch wunderbar, dass wir erst vor ein paar Tagen das Glück hatten, von der Sinsheimer Metzgerei Ohr ein paar dieser sagenhaften Koteletts zu ergattern. Zweimal haben wir schon damit gekocht und sind nun süchtig nach diesem grandiosen Schweinefleisch.

So müssen Koteletts aussehen!

So mancher wird sich mit Grausen abwenden und der EU recht geben. Denn mittlerweile bekommt man ja fast nur noch Turboschweine, denen sämtliches Fett, und somit auch Geschmack, weggezüchtet wurden. Dabei kann man das Fett ja wegschneiden, wenn es in der Pfanne seine Schuldigkeit getan hat. Denn ohne diesen Geschmacksträger fehlt einfach was, das Fleisch ist fade. Darüber hinaus ist langsam gewachsenes Fleisch, wie von den Schwäbisch-Hällischen oder auch den Bunten Bentheimer Schweinen ohne große Wassereinlagerungen, die Koteletts in der Pfanne schrumpeln lassen wie Pimmel im kalten Wasser. Von den fehlenden Antibiotika ganz zu schweigen. Artgerechte Haltung und Fütterung ohne Tiermehl sind weitere Argumente für diese wunderbaren Tiere.

Wer dieses Fleisch probiert hat, wird sich fragen, ob die EU-Prüfer diese Koteletts jemals in der Pfanne, geschweige denn auf der Zunge hatten! Überhaupt, wovon ernähren sich diese Typen? Von genormten Kartoffelchips? Dabei ist der Unterschied augenfällig. Und man kann ihn schmecken. Ich hoffe, dass vielleicht doch einer der Prüfer vom verpönten Fleisch genascht hat, dabei mehrfach gekommen und anschließend zu einer Domina gegangen ist, um sich dafür verhauen zu lassen. Hoffentlich hat es ordentlich weh getan!

Wunderbares Schmalz vom Eichelschwein

Wir lassen uns jedenfalls nicht gängeln und werden diese Köstlichkeit weiter genießen. So ein Schwein macht glücklich. Daher kommt vermutlich auch der Begriff “Glücksschwein”. Steigern lässt sich das nur noch durch gemeinsames Schwelgen in versauten Genüssen. Da geht die Liebe buchstäblich durch den Magen …

Schweinsblutorgasmus

Reine Wurstpornographie ist das, was Petra von „Der Mut anderer“ uns da bietet! Das ist der Stoff, von dem ich immer blutigrot und ziemlich feucht träume! Blutwurst selber machen! Aber eimerweise Blut und mein kleiner Backofen scheinen sich von vorn herein gegenseitig auszuschließen. Auch weiß ich nicht, ob mein Hund nicht die Contenance verliert, wenn er so viel Blut riecht. So bleibt mir vorerst nur, Petras tolles Rezept immer wieder zu lesen, bis es ganz zerfleddert vom Monitor fällt…

Speckige Mode

Haben wollen! Schade, es gibt keine Blutwurst-T-Shirts 😦

http://teeparty.jp/pid/4417

Currywurstdesaster

Licht und Schatten können so nahe beieinander liegen. Was hatten wir uns auf diesen Freitag gefreut! Ruhrpott intensiv mit Starlight Express! Ruhrpott extrem sollte es sein. Mit Bergarbeiter-Museeum und – natürlich – Currywurst.

Kommste inne Stadt, was macht dich da satt? Ne Currywurs! wusste schon Grönemeyer und angeblich soll der Song hier in Bochum an der besten Currywurstbude der Welt geschrieben worden sein. Zwei hervorragende Currywurstbuden nennt das Internet in Bochum. Da ist das Bratwursthaus im Bermudadreieck (ein Vergnügungskietz) und der Profi-Grill in Wattenscheid. Das erstere hat Grönis Hit hervorgebracht und wird wegen der gnadenlos guten Currywurst gelobt, das letztere hat als Besonderheit einen “Sternekoch”, wie man hört, der die Sterne satt hatte und was Bodenständiges machen wollte.

Sternekoch hört sich nach ganz besonders guter Wurst und raffinierter Soße an. Wir konnten es kaum abwarten und fuhren am Nachmittag hin, nachdem wir zuhause zu spät weggekommen waren und Dauerregen die Fahrt behindert hatte. Hunger lässt bekanntlich jede Kritikfähigkeit schrumpfen wie ein Nogger an der Sonne. Notfalls hätten wir Lederschuhe mit Soße gegessen, vorausgesetzt, es wäre genug Curry dran gewesen. Von Berichten waren wir vorgewarnt: Ein ganz typischer Imbiss in einer ganz typischen Rurpottstraße. Von außen in der Tat wenig einladend, eher die Inkarnation eines billigen, schnellen, fettreichen Essversprechens. Der Raum ist klein und durch die dunkle Einrichtung düster. Dafür strahlt die Theke mit der Grillzone dahinter grell wie eine Puffreklame. Hinter der Glasfront stapeln sich Frikadellen-Berge und gut halbmeterhoch panierte Schnitzel. Alle denkbaren Salate quetschen sich malerisch Schüssel an Schüssel. Die Tafel mit den Gerichten an der Wand ist entsprechend umfangreich.

2,20 soll die Currywurst kosten. Günstig, wie ich finde. Zahlen die Hessen doch in der Regel einen Euro mehr dafür. Doch für Ruhrpottverhältnisse sei das noch recht teuer, hatte ich gelesen. Da fragt man sich sofort, wie für das Geld noch Qualität auf den Teller kommen soll. Wir entschieden uns für eine doppelte Curry mit Kartoffelsalat und eine einfache Curry mit Pommes rot/weiss. Die freundliche Bedieniung bat uns an einen Tisch und es dauerte nicht lange, da standen die Teller vor uns. Anzuschauen ganz nett, mit einem Petersiliensträusschen (immerhin glatte Petersilie, ein Gruß vom Sternekoch?). Der Biss in ein Stück Currywurst mit Sauße ließ mich fast die Gabel aus der Hand fallen: Kaum Wurstgeschmack, versunken in einer süßen, pappigen Brühe. Wäre nicht etwas Curry darauf gestaubt gewesen, hätten wir gar keinen Curry geschmeckt. Einfach nur süßsalzig und ansonsten fade und ausdruckslos. Von Schärfe erst gar nicht zu reden. Wir schauten uns entsetzt an. DAS soll eine der besten Currywürste sein? Von einem Sternekoch? Schnell einen Bissen Kartoffelsalat genommen. Der war ordentlich. Bissfeste Kartoffelscheiben in cremiger, gut gewürzter Sauce mit frischen Schnittlauch. Das Ganze reichlich. Die Pommes der Liebsten waren auch OK. Nichts auszusetzen. Aber wir waren wegen der Wurst hier. Nicht mal Ruhrpottflair hat der laden verströmt. Kaum Kunden da. Und die haben keinen Dialekt gesprochen. Schade, das war also ein echter Reinfall. Hab dann noch mal gegoogelt: Da ist immer von Sternekoch die Rede, weil der Inhaber in auch vielen sternedekorierten Läden gekocht hat. Aber ob die Sterne auf sein Können zurück gehen mag ich nun doch bezweifeln. Von einem Sternekoch hätte ich einfach etwas Raffinesse erwartet und herausragende Geschmackserlebnisse.

Wurst mies, Wetter mies. Jetzt musste das Musical alles rausreißen. Und das tat es gottseidank auch. Nach der Show meldete sich der Hunger und erinnert an die zweite Currywurstbude. Das Wetter war noch schlechter geworden. Es regnete Bindfäden. Trotzdem kein Parkplatz rund ums Bermudadreieck zu finden. Nach zig Umrundungen dann doch noch ne Lücke. Erstaunlich voll im Kietz. Die Leute quetschten sich unter Sonnenschirmen und versuchten nicht nass zu werden. Mitten drin dann das Bratwursthäuschen. Merkwürdigerweise ziemlich leer, im Gegensatz zu den umliegenden Etablissements. Sollte das ein Hinweis auf die Qualität sein? Schnell weiter zum eigentlich geplanten Spanier? Nein, jetzt waren wir schon mal da und wollten es wissen. Diesmal ging ich es vorsichtiger an: Nur eine Currywurst. Die Liebste wieder mit Pommes und Mayo. Mit tonnenweise Pommes und tonnenweise Mayo. Irgendwo, tief darunter, musste die Wurst sein. Bei mir war das einfacher: es gibt nur ein halbes Brötchen zur Wurst! Ein erster Biss mit Sauce lässt mich hoffen. Die Sauce ist würzig und ausrechend scharf. Schön sämig. Die Wurst dagegen eine große Enttäuschung. Nix besonderes. Kriegste bei tausend anderen ebenso. Und dafür nun nach Bochum gekommen?! Ich wollte es jetzt wissen und orderte noch ne Chiliwurst, in der Hoffnung, es sei auch eine andere Wurst. Denkste, lediglich die Sauce einen Hauch schärfer. Naja, auch da kenne ich bessere Adressen. Weit bessere.

Vielleicht hätten wir Bochum noch ne Chance gegeben, wenn wir genug Zeit gehabt hätten. Leider mussten wir weiter nach Berlin. Vorher hatten wir das überteuerte Hotelfrühstück boykottiert und uns in der Nähe eine Bäckerei mit Frühstückseckchen gesucht. Und da blitzte dann die charmante Seite es Ruhrgebietes durch. Nette Menschen mit lustigen Dialekt, tolles Gebäck und samtig Frikadellen. Bochum, wir kommen wieder! Aber nie wieder Currywurst!

Himmel und Erd im Quadrat

Robert zeigt uns heute eine fantastische neue Kartoffelkreation und bastelt daraus quadratische Bratkartoffeln. Mal ganz abgesehen von den besseren Lagermöglichkeiten und optimaler Ausnutzung von quadratische Pfannen, ergeben sich reizvolle optische Aspekte. Ich denke da sofort an Himmel und Erd im Quadrat. Fehlt nur noch die eckige Blutwurst.

Obwohl Robert einen verfrühten Aprilscherz vehement dementiert, gibt es berechtigte Zweifel, ob die Schweizer tatsächlich so geniale Kartoffeln hervorbringen. Bislang fehlte ein Beweis in Form der rohen Kartoffel. Aber wir Hessen sind ja nicht auf der Brennsuppe daher geschwommen. Und so ist es mir gelungen, ein Erlkönig-Foto dieser sagenhaften neuen Kartoffelsorte zu schießen. Bei der passenden Blutwurst war ich allerdings noch nicht erfolgreich. Aber ich bleibe am Ball!

Original Schweizer Noma-Kartoffel