Geht’s noch schlimmer? höre ich den Einen oder die Andere entsetzt aufstöhnen. Reicht nicht schon diese ständige Blutwurst-Lobhudelei? Müssen es jetzt auch noch Hammelklöten sein? Ja, muss es! Schon ewig bin ich hinter Lammhoden her, konnte aber bisher nur ein paar ganz kleine ergattern. Von schönen großen Hammelhoden weit und breit nix zu sehen. Das wird hierzulande gar nicht angeboten. Der Besuch einer türkischen Metzgerei beim Markt am Maybachufer in Berlin aber ließ meinen Magen Purzelbäume schlagen: Hammel satt! Und Hoden!
Bei meiner Recherche nach geeigneten Rezepten fand ich nicht viel. Die Zubereitung scheint nicht sehr gängig zu sein. So habe ich mir die paar Rezepte zusammengemixt und einfach losgelegt. Und erstmals auch dokumentiert. Zwei Varianten hatten mich angesprungen: 1x gebraten und 1x als Ragout. Los geht’s.
Hammelhoden vorbereiten
Die Hoden sind Gänseeier groß, mit einer kleinen Ausbuchtung und dicken Blutadern versehen. Das muss alles weg.
Die Haut vorsichtig einschneiden und von den Hoden abziehen.
Die kleinen „Nasen“ abschneiden und sie z.B. an bedürftige Hunde verfüttern.
So sehen sie nackisch aus:
In zwei Hälften schneiden.
Zum Braten
… die Hälften oben ein paar Mal einschneiden, damit sie sich nicht wölben.
Salzen, pfeffern und mit Ras el Hanut bestreuen.
Anschließend mehlieren.
Butterschmalz hoch erhitzen.
Die Hoden rundherum kross anbraten. Knoblauch, Zwiebeln, Rosmarin und Salbei dazu und mit reduzierter Hitze 2 Minuten weiterbraten.
Mit einer Kelle Raki begießen und flambieren.
Noch 5 Minuten schmoren lassen und mit Salz, einem Schuss Honig und grob gemahlenem Pfeffer abschmecken.
Mit einem Faden Chilisoße garnieren und genießen:
Für die Ragout-Variante brauchen wir eine große Zwiebel, Tomaten, Knoblauch, Salbei, Chili und Rosmarin.
Die Hodenhälften in mundgerechte Stücke schneiden.
Olivenöl heiß werden lassen und die Zwiebeln und den Knoblauch darin anschwitzen.
Hodenstücke dazu und kurz durchschwenken.
Mehlieren und knusprig braten.
Mit Rotwein (hier ein Ramitello) ablöschen.
Kräuter und Chili dazu.
Mit Bio-Instant-Hühnerbrühe würzen.
Tomaten dazu und noch 15 Minuten schmoren lassen.
Dazu passen Couscous, Fladenbrot oder auch Spaghetti
Lieber Hanswurst,
ich habe heute das erste Mal Hammelhoden nach Deinem Rezept zubereitet.
Leider hatte ich weder:
– Ras el Hanut – hätte ich erst bestellen müssen
– Rosmarin/Salbei
– Raki zum Flambieren
Was macht man? Rischtisch: Improvisieren.
Da beim Vorbereiten der Hoden auch etwas Blut ausgetreten war, dachte ich mir, ein Schuss Rotwein für eine gute Sauce sollte auch passen. Also, Hammelhoden wie von Dir beschrieben vorbereiten, anbraten, Zwiebeln/Knoblauch dazu, alles braten, mit Rotwein ablöschen und einige Minuten noch bruzzeln lassen, bis sich eine sämige Sauce bildet.
Zu den Hammelhoden:
Geruch der rohen Hammelhoden: Erinnert ein wenig an Fisch oder sogar Austern.
Aussehen der gebratenen Hammelhoden: Ähnlich wie ein Kalbsbraten, der à point gegart ist, oder auch Rotbarschfilet, also sehr fein und weißlich.
Geschmack: Erinnert an Kalbsbries. Ist auch verständlich, weil es beides Drüsen sind.
Verdaulichkeit: Gut. Mein Magen hat nichts reklamiert. ;–)
Also, ungewöhlich, aber man sollte es mal versucht haben. Schmeckt gut. Morgen werde ich die restlichen „Klöten“ zu einem Ragout verarbeiten …
Thomas
Da ist ja toll, ich sehe die auch immer beim Türken rumliegen und rätsle, was ich daraus machen könnte. Beim nächsten Einkauf nehme ich welche mit.
…es ist einfach der Wahnsinn , was Du so alles aus den seltsamsten Dingen zauberst …aber gerade das macht ja deine Liebenswürdigkeit aus . nur frage ich mich , wieso stehst DU nicht schon längst auf irgendeiner Bühne und lässt Dir Deine Freude an all den kulinarischen Genüssen und deren Weiterverarbeitung gebührend bezahlen und Dich von Gleichgesinnten bewundern ? Ich sässe immer in der ersten Reihe 🙂