Aber eine Weihnachtswurst kenne ich nicht. Was tut also der weihnachtlich gestimmte Wurstnarr? Er geht fremd. Und wenn schon, dann französisch. Aurélies wundervolle französische Kreationen verfolge ich schon lange auf ihrem Blog „Aux délices d’Aurélie“. Meist verfalle ich ihren süßen Sachen. So haben mich diesmal ihre Calissons d’Aix angemacht. Irgendwie erinnern sie mich an Frankfurter Bethmännchen mit fruchtiger Note. Und ich beschloss, sie nachzumachen.
Die Zutatenliste schien mir auf nur wenige Exemplare hinzudeuten und so verdoppelte ich die Mengen, ohne Aurélies Warnung zu bedenken, die Küchenmaschine evtl. darunter leiden könne. Obwohl ich die kandierten Früchte weisungsgemäß erst ordentlich durchfrieren ließ, gab es eine mittlere Katastrofe. Ich hätte die Früchte vielleicht doch erst mal einzeln im Mixer shreddern sollen. Statt dessen gab ich alle Zutaten auf einmal in den Mixer, was dieser mit Arbeitsverweigerung beantwortete. Also musste ich alles wieder rauskippen und mit kleineren Portionen erneut versuchen. Auch das misslang, weil der Schneidstab nicht mehr richtig in die Führung rasten wollte. Bis ich herausgefunden hatte, dass sich etwas gefrorenes Orangeat in der Nut verfangen hatte, war der Rest aufgetaut. Nun lief der Mixer zwar, aber die Pampe drohte ihm den Rest zu geben.
Gerettet hat uns (den Mixer und mich) die Flüssigkeit, die ich zunächst vergessen hatte. Das angegebene Orangenblütenwasser war nämlich in unserem Provinznest nicht aufzutreiben gewesen. Beherzt habe ich deshalb zur Cointreau Flasche gegriffen und ordentlich eingeschenkt. Anschließend die Masse noch ein Bisschen in der Rührschüssel gequält und fertig war der Teig. Leider immer noch zu wenig für die Menge der Calissons, die ich vorgesehen hatte, um die gierige Sippschaft damit zu beglücken.
Ich habe deshalb den zähen Brei irgendwie auf breite Oblatenscheiben gewürgt und platt gewalzt. Das sah jetzt ziemlich flach aus wie Holland. Und da ich auch den Zuckerguss nicht mag, den das Rezept vorgab, entschloss ich mich, statt dessen ordentlich Zartbitterschokolade darüber zu streichen. Außerdem lachten mich die übrig gebliebenen Orangeat- und Zitronat-Stückchen an und ich überlegte, ob sie der tristen Schoko-Oberfläche vielleicht einen Hauch Extravaganz einhauchen könnten. Gedacht – getan. Das sah gut aus und ich wurde verwegen. Wenn diese Calissons schon aus der Provence kommen, würden ihnen bestimmt auch provencalische Blüten, die ich noch irgendwo hatte, gut zu Gesicht stehen. Und ein paar knallrote Chiliflocken gäben auch (und nicht nur einen optischen) Reiz. Schließlich veredelte ich noch eine Charge mit Rosmarinnadelspitzen.
Aurèlie und die ganze französische Grande Nation mögen mir verzeihen, wenn ich nun eine Calisson-Variation kreiert habe, die genauso schmeckt wie sie aussieht: einfach fantastisch.
Was kann ich sagen…… einfach Klasse ! Dein Bericht gefällt mir sehr und deine Calissons sehen wirklich „trés délicieux“ aus.
Bravo für dein Mut
Viele Liebe Grüße ( und weiter so mit dem Würst !)